Fotos aus dem Hafen von Bajador (Boujdour) der besetzten Westsahara zeigen, dass gefährdete Haiarten immer noch von der marokkanischen Fischerei-Flotte im Gebiet gefangen werden - trotz internationaler Schutzvereinbarungen.
Die Fotos unten wurden im April 2014 im Hafen von Bajador (Boujdour) aufgenommen.
Bei dem Hai im Vordergrund handelt es sich um einen Blauhai (Prionace glauca), bei den anderen um Kurzflossen-Makohaie (Isurus oxyrinchus): Beide Arten befinden sich auf der Roten Liste der IUCN: Der Blauhai auf der Vorwarnstufe (Near Threatened); der Kurzflossen-Mako ist als gefährdet (Vulnerable) eingestuft.
Die Haie scheinen von lokalen Fischern angelandet worden zu sein: In den besetzten Gebieten der Westsahara handelt es sich dabei um marokkanische Fischer, die dauerhaft oder saisonal in dem Gebiet angesiedelt werden. Beunruhigend ist, dass dieser Fang auch junge Tiere umfasst, die sich noch nie zuvor fortgepflanzt haben. Das macht diese Art der Fischerei besonders zerstörerisch und nicht haltig.
Bereits 2011 hatte Western Sahara Resource Watch auf die Gefährdung von Haien in der See der Westsahara hingewiesen. Dies ergab sich als einer der vielen beunruhigenden Schlussfolgerungen aus dem unabhängigen Evaluierungsbericht von 2011über die Folgen bisheriger Fischereiabkommen zwischen der EU und dem Königreich Marokko. Im Dezember 2011 lehnte das Europäische Parlament schließlich das Protokoll zum Abkommen und damit die Fortsetzung des EU-Fischfangs in der Westsahara ab.
Der Bericht kommentiert, wie die marokkanische Flotte über lange Zeiträume vor allem Haien nachstellte: bis zu 4.000 Tonnen wurden jährlich angelandet, um die hohe Nachfrage nach Haiprodukten asiatischer Märkte zu befriedigen. Besonders die Hochseearten wurden gezielt verfolgt: Ihre große Leber macht sie für die kosmetische und pharmazeutische Industrie sehr interessant.
2009 hat die marokkanische Regierung eine Reihe von Richtlinien erlassen, den Fang von Haien zu reduzieren, aber es gibt keine Informationen darüber, ob und wie diese Richtlinien umgesetzt wurden.
Im Hinblick auf die Haipopulationen scheint es, dass sich nicht viel geändert hat. Die EU wird in den kommenden Wochen den Fischfang in Marokko und der Westsahara wieder aufnehmen und die Bedrohung bereits gefährdeter Arten eher vergrößern als deren Erhalt zu sichern.
Letzte Woche lieferte die norwegische Reederei Green Reefers tiefgefrorenen Fisch nach Russland, der unter Verletzung des Völkerrechts in der besetzten Westsahara gefangen wurde.
Ein externer Evaluierungsbericht zum Fischereiabkommen zwischen der EU und Marokko für den Zeitraum 2019-2023 bestätigt, dass das Abkommen fast ausschließlich für Fischerei in der besetzten Westsahara genutzt wird.
Die Hälfte der marokkanischen Muschelexportunternehmen, die für die Ausfuhr in die EU zugelassen sind, befindet sich in der besetzten Westsahara.